Viola Kramer
Fragmente der Erinnerung
Uraufführung:

20.10.2000 um 20:00h

in der Klangbrücke Aachen

Weitere Aufführungen:
3. und 4. November um 20:00h

Eintritt: DM 20,-/15,- bis 12 Jahre frei

Kartenreservierungen und Informationen:

klarsicht@aol.com

veranstaltet vom Klarsichtstudio Nord

gefördert vom Kulturbüro der Stadt Aachen

multimediale kammermusik
mit Texten von Regina Dohle und Alma Larsen

Projektbeschreibung:

Eine Komposition für Sopranstimme, Streichquartett, Klavier, Live-Electronic, Videoklavier
und Foto-Installation.


Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft: Fragmente der Erinnerung.

1. Satz: Streichquartett; Stimme + Cello + Liveelectronics; Streichquartett;
2. Satz: Solisten
3. Satz: elektronische Instrumente + Soloinstrument
4. Satz: Streichquartett und Videoklavier
5. Satz: elektronische Instrumente/Klavier + Sopranstimme + Foto-Installation
6. Satz: Solisten
7. Satz: Tutti

Mitwirkende:

Frauenstimme: Maria Regina Heyne
1. Geige: Albrecht Maurer
2. Geige: Ingrid Steller
Bratsche: Rebekka Hornung-Zachner
Cello: Gesa Biffio
Klavier, Live-Elektronics, Videoklavier: Viola Kramer
Videospuren: Reinhold Knieps
Fotoinstallation: Ulrich Tillmann

Viola Kramer, Komponistin, die im Schnittpunkt zwischen Traditionen und Zukunftsvisionen einen ihrer flirrenden Facettenspiegel ins Licht rückt, hörbar, sichtbar, unvorhersehbar, und - keine Geschichte erzählt, keine andere jedenfalls als die, die auf diese Weise zusammenzutragen angemessen erscheint: lose verwobene Bildsplitter, die untergründig längst ihr eigenes Leben entfaltet haben; Leben, geführt, fortgeführt, eingeholt, umworben von einer Komposition, die ihrerseits ohne jedes erzählerische Klischee auskommt; kontrapunktiert von einem anderen schier endlos langsam vorangetriebenen sichtbaren Ereignis, über das nach seinem Ende zu erzählen sein wird, wenn es, vorhersehbar und doch überraschend, geschehen sein wird.
Eine Geschichte, wenigstens diese?
Wenn man so will.
Aber auch diese ausgesprochen fragmentarisch und mit offenem Schluß.

Der Videokünstler Reinhold Knieps hat nach seiner Ausbildung als bildender Künstler immer den engen Kontakt zur Musik als Veranstalter und Produzent gepflegt. In seinem eigenen Metier experimentiert er mit den neuesten Techniken. So „musiziert“ er mittlerweile seine Videosequenzen in Echtzeit vom Keyboard aus mittels Videobeamer auf Großleinwand. Diese Art der „Montage“ ist ein absolutes Novum und läßt die Notation von Filmen in einer Partitur zu. Knieps sammelt mit seiner Digitalkamera Bilder und Filme um sie - teilweise extrem verfremdet - zu zündenden Bildfolgen zu montieren.

Der Kölner Fotograf Ulrich Tillmann, Dozent an mehreren Hochschulen und Universitäten, wird eine mechanische Foto-Installation zeigen. Auf der Sitzfläche eines Stuhles, der hochgebaut auf einem Tisch steht, befindet sich ein Stapel Teller. Eine Mechanik hebt extrem langsam aber unaufhaltsam eine Seite des Stuhles an. Dazu erklingt eine leise, poetische Musik - vornehmlich Klavierklänge und zarte Sopranstimme. Man erwartet, daß die Teller herunterfallen. Sie tun es. Die Musik verstummt. Erfüllte Erwartung. . .

Diese beiden visuellen Kunstsparten bilden Pole, die durch Musik verbunden werden. Während Tillman sich eher der Tradition verpflichtet fühlt, spielt Knieps mit seinen schnellen Bildfolgen und recycelten Bilderwelten mit der Ästhetik von Videoclips. Künstlerische Gegensätze, die ihre Entsprechung und Verbindung in der Musik finden.

Ziel ist die Gestaltung eines audiovisuellen „Kammerkonzerts“ in einem akustischen Ambiente - wodurch sich diese Aufführung in die lange Tradition konzertanter Aufführungen eingliedert.

Aachen, im August 2000

Viola Kramer

Viola Kramer, Komponistin und Musikpädagogin, die sich schon früh den neuen Medien öffnete und mit Vorliebe im Austausch mit den anderen Künsten - Theater, Literatur, Bildende Kunst - den eigenen Standpunkt und Weg immer neu bestimmt und ausleuchtet.

Maria Regina Heyne (Sopran), geboren in Aachen, begann ihr Gesangstudium 1987 bei Frau Prof. Elisabeth Ksoll an der Musikhochschule Aachen. 1991 wechselte sie an die Musikhochschule Köln, um ihre Studien bei Frau Prof. Liselotte Hammes fortzusetzen. 1994 schloß sie diese mit der Künstlerischen Reifeprüfung ab. Anschließend absolvierte sie einen Aufbaustudiengang “Neue Musik” bei Frau Prof. Hanna Liska-Aurbacher an der Musikhochschule Stuttgart
Außerdem bildete sie sich durch Meisterkurse bei Edith Mathis, Barbara Schlick und Kurt Widmer weiter.
Die Sopranistin gehörte dem Opernensemble des Theater Aachens von 1995 bis 1996 als Solistin an, wo sie unter anderem die “Zerlina” in “Don Giovanni” und die “Pamina” in der “Zauberflöte” von Mozart sang.
Seither ist sie freischaffend vor allem als Lied- und Oratoriensängerin tätig. So interpretierte sie unter anderem die Sopranpartie in dem Oratorium “Der Messias” von Händel, der “Johannispassion” von Bach und der “Carmina Burana” von Orff. Ihre besondere Liebe gilt der Zeitgenössischen Musik, welche sie als Mitglied des “Musikprojekt Aachen” immer wieder zur Aufführung bringt.
Auslandsreisen führten sie nach Belgien, in die Niederlande, nach Frankreich und Spanien.
Ihre Erfolge wurden 1993 mit dem Kulturförderpreis der Stadt Aachen ausgezeichnet, 1998 war sie Stipendiatin des Internationalen Richard Wagner-Verbandes in Bayreuth.

Albrecht Maurer, Komponist und Geiger

Ingrid Steller, Jungstudierende an der MuHo Köln/Abt. Aachen; Künstlerische Abschlußprüfung 1999. Meisterkurse u.a. bei Prof. Roman Nodel, Prof. Petru Munteanu und Prof. Hermann Krebbers. Mitglied diverser Orchester und Kammermusikensembles.

Rebekka Hornung-Zachner, erhielt zunächst Gitarrenunterricht, später kam Violinunterricht dazu.
Bei Thomas Müller-Pering an der Musikhochschule Köln, Abt. Aachen, studierte sie klassische Gitarre und besuchte Meisterkurse bei Costas Cotsiolis und Frank Bungarten.
Die Möglichkeiten des Streichinstrumentes entdeckte sie für sich jedoch als größere Herausforderung und studierte anfangs bei Prof. Höne, später bei Prof. Paris als 2. Hauptfach Bratsche. Beide Studiengänge schloss sie mit der staatlichen Musiklehrerprüfung ab. Im Oktober 2000 legt sie außerdem die künstlerische Reifeprüfung im Fach Bratsche ab.
Als Mitglied des Vivaldi-Ensembles und des Aachener Kammerorchesters war sie an mehreren CD-Produktionen beteiligt. Konzertreisen führten sie nach Frankreich, Spanien, Holland und Belgien.
Neben ihrer langjährigen pädagogischen Tätigkeit ist sie aufgrund ihrer Vielseitigkeit eine gefragte Musikerin und wirkte mit als Solistin mit dem Vivaldi- Ensemble, mit Mozart Klavierquartetten auf Schloss Libermé , aber auch bei Projekten mit experimenteller und neuer Musik, etwa in der Klangbrücke oder dem Space.
Einen besonderen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet zunehmend das Koordinieren und Zusammenstellen von Orchestern für verschiedene Aufführungszwecke.

Gesa Biffio, geboren in Berlin, erhielt ihre Ausbildung in Berlin, Aachen und Maastricht (NL), wo sie bei Mirel Ianovici das Konzertexamen ablegte. Sie konzertiert in mehreren Ensembles und solistisch in ganz Europa. Mit duo diagonale gestaltet sie Programme, die Kompositionen unterschiedlicher Epochen und Stilrichtungen miteinander in Beziehung setzen,
Intensiv widmet sie sich der Aufführung zeitgenössischer Werke. Unter der Leitung von Komponisten wie Henri Pousseur und Henrik Górecki wirkte sie bei zahlreichen Uraufführungen und Festivalauftritten mit.
Bei Konzertmitschnitten der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado übernahm sie als Regieassistentin die musikalische Beratung des Filmregisseurs.

Vergessene Menschen,vergessene Geschichten, weiter ausgreifend: Geschichte, die dahinter auftaucht, lebendig wird, im Einzelfall greifbar. Bewusst gewordene und weiterhin unbewusst wirkende Prägung.

Auftauchende Splitter, die sich zusammenfügen, vorübergehend, die zergehen, um in anderen Konstellationen wieder aufzuscheinen.

Vergessene Landschaften. Gerüchte, dazugehörig. Und Töne, Töne. Vergessen gewesene Körper, auch diese. Gestik, Mimik, Bewegung. Und immer wiederkehrend ein ganz bestimmtes, eingefrorenes, stummes Bild, zum Beispiel ein Schrei.

Landschaft, innen - immer neue Bilder durchwandert, wer sich erinnert, Mensch, inmitten anderer, geführt, verführt von Nahem, Bekanntem oder fernhin, ins Neue, Fremde, nicht selten Befremdliche.

Regina Dohle